Ein neues Arbeitsmodell: Von Gig zu Gig
Eric Clapton hatte Gigs, Mick Jagger, die Toten Hosen, aber auch Helene Fischer. Gemeint sind in der Sprache der Musikindustrie Auftritte. In Großbritannien und im angloamerikanischen Bereich werden aber auch befristete Beschäftigungsverhältnisse für Freelancer in vielen anderen Branchen so genannt – sogenannte Gig-Jobs. Dieses Modell ist in dieser Form in Deutschland oft nicht möglich, wenn temporäre Vakanzen in Unternehmen überbrückt werden sollen, weil beispielsweise jemand krank ist. Denn Freelancer gelten meist als scheinselbständig, wenn sie übergangsweise Jobs übernehmen, die sonst von Angestellten wahrgenommen werden. Ein Sachverhalt, der insbesondere für Arbeitgeber negative rechtliche Auswirkungen haben kann. Das Start-up GigWork hat das Konzept der Gig-Jobs auf die Vorgaben des deutschen Arbeitsrechts angepasst und so ein interessantes neues Arbeitsvermittlungsmodell auf den Markt gebracht.
Ein Start-up aus Bonn vermittelt Gig-Jobs in Deutschland
GigWork in Bonn vermittelt befristete Anstellungsverhältnisse, bei denen die Arbeitnehmer in den Unternehmen angestellt sind, in denen sie tatsächlich arbeiten. Mit solchen Gig-Jobs, kurzfristig vereinbart und zeitlich begrenzt, gleichen Unternehmen Arbeitsspitzen aus. Ganz wichtig ist ein wesentlicher Unterschied zu Leiharbeitsfirmen: Die Arbeitnehmer sind nicht bei irgendwelchen Vermittlern oder Agenturen angestellt, sie werden auch nicht an die Unternehmen entliehen. Die Gig-Jobber entscheiden völlig frei, für wen sie wann, wo und wie lange arbeiten. Ihre Arbeitgeber wiederum bieten ihren „Mitarbeitern auf Zeit“ eine Prämie auf das Entgelt. Das ist möglich, weil die Vermittlung über Gig-Working günstiger ist als bei Zeitarbeitsfirmen.
Im Bonner Raum wird die neue Beschäftigungsform zu Beginn des kommenden Jahres bekannter werden: Dann startet das Start-up-Unternehmen GigWork aus Bonn seine Arbeit und wird über eine digitale Plattform kurzfristige und temporäre Arbeitsverhältnisse, sogenannte Gig-Jobs, vermitteln. „Ein Schwerpunkt“, so Dr. Nicolai Kranz, Managing Partner der GigWork GmbH, „soll auf dem Gesundheitsbereich liegen, weil der Fachkräftemangel dort besonders gegenwärtig ist und uns alle existenziell berührt. Immer mehr Ärzte und Pflegekräfte entscheiden sich bewusst gegen eine Festanstellung. Die Gründe sind vielfältig. Viele Ärzte kapitulieren vor dem Verwaltungs- und Zusatzaufwand, den eine Festanstellung mit sich bringt.“ Gerade die jüngeren Ärzte möchten lieber intensiver mit Patienten arbeiten ¬und suchen nach flexibleren Jobmodellen. Die Pflegekräfte hingegen würden Arbeit und Leben besser in Einklang bringen wollen. Als festes Teammitglied neigt man eher dazu, den Urlaub dann doch wieder abzusagen, wenn Personalnot herrscht.
Die private Beta Klinik in Bonn sieht das Gig-Modell als eine Chance, für eine flexiblere Personalplanung: „Das Modell kann dazu beitragen, Engpässe beispielsweise bei Krankheitsausfällen zu überbrücken und ist viel günstiger als Zeitarbeit“, so Dr. Axel Jung, geschäftsführender Gesellschafter der Beta Klinik und Personalverantwortlicher. „Zum anderen hilft es uns, den veränderten Bedürfnissen der Arbeitsnehmer und Bewerber zu entsprechen, die immer öfter an flexibleren Arbeitsmodellen interessiert sind.“