Tiefe Hirnstimulation hilft bei Parkinson und Störungen des Bewegungsapparates
Wer die Kontrolle über seinen eigenen Körper verliert, fühlt sich hilflos. Patienten mit Parkinson oder Störungen des Bewegungsapparates sind der Willkür dieser Krankheiten ausgeliefert. Darunter leiden die persönliche Lebensqualität und damit Privat- und Berufsleben gleichermaßen. In der Beta Klinik in Bonn wird die sogenannte Tiefe Hirnstimulation (kurz: THS) seit 2016 von Prof. Dr. Thomas Gasser und den interdisziplinären Ärzte-Teams der Klinik durchgeführt. Zusammen mit Neurochirurg Dr. med. Axel Jung und umfassender Unterstützung aus den Bereichen Radiologie, Anästhesie und Physiotherapie kann dieser operative Eingriff, der bislang nur an wenigen universitären Zentren ausgeführt wird, in Bonn realisiert werden.
THS – was ist das?
Bei der Tiefen Hirnstimulation werden Elektroden im Gehirn implantiert, die von Arzt und Patient über eine Art Fernbedienung programmiert und gesteuert werden können. Umgangssprachlich wird hierbei auch von Hirnschrittmachern – angelehnt an den Herzschrittmacher – gesprochen. Der Hirnschrittmacher stellt durch elektrische Impulse das ausgeklügelte Gleichgewicht von Hemmung und Erregung wieder her, welches in den Nervenbahnen des Menschen für geregelte Bewegungsabläufe sorgt. Das Hirnareal, das durch die Elektroden stimuliert werden soll, muss vorab hochpräzise festgelegt werden.
Die anschließende Operation besteht aus zwei Schritten. Zuerst wird dem Patienten unter örtlicher Betäubung ein stereotaktischer Ring angelegt. Zusätzlich eingesetzte bildgebende Verfahren wie Computertomografie und Kernspintomografie unterstützen die genaue Planung des Eingriffs und die Platzierung der Elektroden. Die Patienten sind während des ersten Eingriffs bei Bewusstsein und unterstützen den Operateur. Sie müssen Rückmeldung über körperliche Impulse wie Kribbeln oder Taubheit geben. Während der ganzen Operation werden sie physiotherapeutisch betreut.
Hat der Operateur die Elektrode platziert, testet er die korrekte Lage, indem er elektrische Impulse von außen setzt. Im zweiten Schritt der Operation wird der Patient unter Vollnarkose gesetzt. So kann der Operateur ihm unter der Haut im Brust- oder Bauchbereich die Kabel und den Stimulator, über den der Hirnschrittmacher bedient wird, implantieren.
Mittels THS Lebensqualität zurückgewinnen
Nach der Operation arbeiten Arzt und Patient gemeinsam an der korrekten Einstellung des Schrittmachers, um die Lebensqualität des Patienten wieder so weit wie möglich herzustellen. In der Beta Klinik in Bonn wurde die THS erstmals 2016 vorgenommen. Den Eingriff an einem 53-jährigen Parkinson-Patienten nahm der erfahrene Neurochirurg Prof. Dr. med. Thomas Gasser vor. Er hat diese stereotaktische Operation bereits an den Universitätskliniken in Frankfurt und Essen etabliert und dort zahlreiche Patienten erfolgreich behandelt. Inzwischen kann der Patient aus der Beta Klinik wieder ganz ohne Medikamente leben und seinen Beruf voll und ganz ausüben. „Wir sind stolz, dass wir in der Beta Klinik Patienten mit Parkinson und anderen krankhaften Störungen des Bewegungsapparates diese Behandlung anbieten können und ihnen so wieder zu mehr Eigenständigkeit verhelfen,“ resümiert Prof. Gasser das Verfahren.